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Neustart für Bio-Kolanuss und „KolaKao“

Kolanuss in Bio-Qualität ist wieder da und damit kehrt auch der koffeinhaltige Trink-Kakao „KolaKao“ aus dem Hause natur-reich-inform nach einem Jahr Zwangspause in den Bio-Fachhandel zurück. Nachdem Rückstände eines Pestizids gefunden wurden, galt es aus unternehmerischen Fehlern zu lernen und letztendlich einen neuen und zuverlässigen Bio-Lieferanten zu finden.

Bio-Kolanuss
Archivbild: Anna-Theresia Schmidt und Ulrich Hafen auf der Fachmesse BioSüd 2021
Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-SA 4.0

Die von Anna-Theresia Schmidt und Ulrich Hafen geführte Manufaktur für Bio-Getränkepulver aus dem sächsischen Batzdorf präsentierte 2021 voller stolz die erste Kolanuss in Bio-Qualität für den europäischen Markt, wichtigste Zutat im „KolaKao“. Eine Kooperative im afrikanischen Togo ließ eigens seine Kolanussbäume in das bereits bestehende Bio-Zertifikat mit aufnehmen und eine zusätzliche Bio-Kontrolle über sich ergehen, damit die Früchte getrocknet an natur-reich-inform geliefert werden konnten. „Die Mitglieder der Kooperative hatten sich nicht vorstellen können, dass sich Europäer für Bio-Kolanüsse interessieren. Die werden oft nur auf dem afrikanischen Markt gehandelt und zudem frisch gekaut. Deswegen waren die Bäume im Zertifikat nicht aufgeführt“, erklärte Hafen in einem früheren Interview.

März 2022 dann der Schock: Laboranalysen zeigten bei bereits ausgelieferter Ware Rückstände von Lamda-Cyhalothrin – einem Wirkstoff für Insektizide. „Nur ein Teil der Lieferung war betroffen. Wir haben daraufhin ebenfalls vier Proben unserer Lagerware von einem Labor analysieren lassen und zwei waren frei von Rückständen“, sagt Schmidt. Allerdings gab es lediglich eine Chargennummer – und die war von nun an als Bio-Lebensmittel gesperrt. Es folgte eine Rückrufaktion im Bio-Fachhandel, Ware wurde vernichtet. Besonders verständnisvoll hätten Inhaber und Inhaberinnen von kleinen Bio-Läden reagiert, wie beide Unternehmer betonen. Besonders bitter: „Konventioneller Hafer darf ohne Probleme höhere Rückstände aufweisen, verkauft und verzehrt werden. Allerdings war der Wirkstoff des Pestizids nicht für Kolanüsse zugelassen, daher konnten wir sie auch nicht als konventionelle Ware absetzen. Wir haben uns leider zu sehr auf das Vorabmuster verlassen“, erklärt Hafen. Für natur-reich-inform ist ein Schaden von etwa 92.000 Euro entstanden, einige schlaflose Nächte folgten. Im Nachgang betrachtet fehlten der Kooperative in Togo Ressourcen und Erfahrungen für den Trocknungsprozess. Bereits bezahlte Kolanüsse ruft dort natur-reich-inform nicht mehr ab, da deren Qualität nicht gewährleistet werden kann. Blieb die Frage: „Melden wir Insolvenz an oder machen wir weiter“, gibt Schmidt offen zu. Beide Unternehmer haben sich für letzteres entschieden.

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Breiteres Sortiment und neuer Lieferant

Die Bio-Kolanuss bleibt wichtigstes Kernprodukt, damit habe man ein aussagekräftiges Alleinstellungsmerkmal. Allerdings war es ein Fehler, sich zu sehr darauf zu fokussieren. Daher erweiterte das Unternehmen sein Sortiment an Bio-Getränkepulvern. „Die Kundschaft findet uns häufig über die Bio-Kolanuss und greift dann auch zu weiteren Produkten“, erklärt Hafen den Stellenwert. Seit April ist nun neues Bio-Kolanusspulver bei natur-reich-inform im Haus, der „KolaKao“ startet frisch im Bio-Fachhandel. Dank einem neuen schwach entölten Kakao aus Peru ist er deutlich schokoladiger. Auch die Packungen haben eine Frischzellenkur genossen: farbige Etiketten erleichtern das Erkennen der verschiedenen Sorten, ein QR-Code zeigt den Weg zu weiteren Produktinformationen.

Auf der Fachmesse BioOst Anfang April 2023 in Leipzig
Bild: natur-reich-inform

Die Rückkehr in den Bio-Fachhandel ermöglicht ein neuer Bio-Kolanusslieferant aus Brasilien. Den hatten Schmidt und Hafen durch einen heißen Tipp eines vom Rückruf betroffenen Kunden gefunden, der dort seitdem ebenfalls seinen Bedarf deckt. „Das ist echte Hilfe unter kleinen Bio-Herstellern“, freut sich Schmidt und führt weiter aus: „Der Markt ist groß genug, der Gewinn liegt im Miteinander.“ Auch für den Tippgeber lohnt sich das Zusammenspiel, denn den schwach entölten peruanischen Kakao kauft man gemeinsam ein und kann somit Mengen bündeln.

An Afrika führt in Sachen Kolanuss kein Weg vorbei

Die Jahresernte der Bio-Kolanuss beim brasilianischen Erzeuger beträgt allerdings nur zwei bis zweieinhalb Tonnen. Perspektivisch muss es für natur-reich-inform zusätzlich zurück auf den afrikanischen Kontinent gehen, wenn das Unternehmen das Geschäft mit der Bio-Kolanuss weiter ausbauen möchte. Heute gepflanzt liefert ein Kolabaum erst in acht Jahren Früchte, größere Mengen könnten vor allem afrikanische Länder bieten, denn dort ist der Bestand schon sehr hoch weil heimisch. „Die Afrikaner sollen für ihre traditionelle Pflanze wertgeschätzt werden und sich auch durch die Kooperation mit europäischen Bio-Unternehmen weiterentwickeln und sich bio-zertifizieren können. Dafür braucht es einen stabilen Markt für Bio-Kolanüsse“, sagt Hafen. Man habe aus den Fehlern gelernt, könne nun erfahrene Lieferanten erkennen und deren Potenzial einschätzen. Rein auf Vorabmuster wird man sich nicht mehr verlassen. Im besten Fall werden vor Ort Proben gezogen und analysiert und der Container tritt verplombt seine Reise nach Deutschland an.

Wadlbeißer“ kehrt ebenfalls zurück

Auch Fruchtsaftmeister Michael Stadler zeigt sich gelassen und optimistisch. Verunreinigungen von Bio-Ware kann immer wieder vorkommen. Er vermutet, dass Teile der Bio-Kolanüsse während des Transports mit dem Insektizid in Berührung kamen. „Dafür braucht es nur einen Mitarbeiter in Häfen oder bei Speditionen, der sich nach dem Motto viel hilft viel nicht an vorgeschriebene Dosierungen hält.“

Stadler hatte als erster Produzent ein Bio-Getränk mit Auszügen aus von natur-reich-inform gelieferten Bio-Kolanusspulver auf den Markt gebracht: den bayerischen Krafttrunk „Wadlbeißer“. Die Kolanuss ist maßgeblicher Geschmacksgeber und ausschlaggebend für den natürlichen Koffeingehalt. Bereits hergestellte Bio-Ware musste der Getränkehersteller ebenfalls entsorgen, da das Ausloben als reines ökologisches Produkt nicht mehr stimmte. Der Schaden belaufe sich auf etwa 5.000 Euro. Bis Ende vergangenen Jahres konnte Stadler dank von ihm beantragter und von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ausgestellter Ausnahmegenehmigung eine neue Charge produzieren, der Auszug der Kolanuss wurde als konventionelle Zutat gekennzeichnet. In Amtsdeutsch ausgedrückt erhielt er eine vorläufige Zulassung einer nichtökologischen/nichtbiologischen Lebensmittelzutat landwirtschaftlichen Ursprungs für die Produktion von verarbeiteten ökologischen/biologischen Lebensmitteln, das entsprechende Schreiben liegt „über bio“ vor. Allerdings war ihm nur eine zu verarbeitende Gesamtmenge von 1,5 Kilogramm bis 31. Dezember 2022 erlaubt. Ein Lebensmittellabor bestätigte der neuen Charge: frei von Lambda-Cyhalotrin. Der Untersuchungsbefund liegt „über bio“ ebenfalls vor. Unter EU-Bio dürfen bei verarbeiteten Lebensmitteln bis zu fünf Prozent konventionelle Rohstoffe enthalten sein, wenn sie in Bio-Qualität nicht verfügbar sind.

Dank neuer Bio-Ware aus dem Hause natur-reich-inform kann Stadler seinen Krafttrunk wieder als vollwertiges Bio-Getränk auf den Markt bringen, in zwei Wochen soll die Produktion anlaufen. Der Fruchtsaftmeister stellt Auszüge für seine Getränke im eigenen Haus her und lässt den aus der neuen Lieferung von Bio-Kolanusspulver sicherheitshalber analysieren – auch, um den Koffeingehalt zu bestätigen. Warum nicht weiter kleine Mengen an konventionellen Zutaten verarbeiten, wenn möglich? „Halbe Sachen sind nicht meine Gangart“, betont Stadler.

2 Kommentare zu “Neustart für Bio-Kolanuss und „KolaKao“

  1. Jens aus B.

    Wow, das sind ja erhebliche Schäden, die da entstanden sind! Wie ist das in anderen Fällen: Werden da einfach kleinere Chargen produziert? Und gibt es dafür auch Versicherungen?

    • Jens Brehl

      Eine Lieferung, eine Chargennummer ergibt schon Sinn – wurde in dem Fall aber zum Verhängnis, da nur ein Teil der Ware betroffen war. Gute Frage, inwieweit man sich da versichern kann.

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