Bio-Strategie 2030 vorgestellt
Bis 2030 sollen 30 Prozent der Agrarflächen ökologisch bewirtschaftet werden – darauf hatten sich SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP im Koalitionsvertrag geeinigt. Derzeit sind es rund zwölf Prozent. Welche Rahmenbedingungen es braucht, um das ambitionierte Ziel zu erreichen, stellte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir heute mit seiner Bio-Strategie 2030 vor.
Neue Gentechnik: In den fetten Jahren träge geworden
Seit geraumer Zeit wird auf EU-Ebene verhandelt, inwieweit neue Verfahren der Gentechnik (wie CRISPR/Cas) reguliert werden, ob es unter bestimmten Umständen eine Risikoprüfung oder Kennzeichnungspflicht gibt, wenn gentechnisch erzeugte Pflanzen beispielsweise auch auf konventionellem Weg gezüchtet werden können. Die Bio-Lebensmittelbranche lehnt die neue Gentechnik weitgehend ab. Der Protest ist Tina Andres, Vorstandsvorsitzende Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), allerdings noch viel zu verhalten, wie sie auf den sechsten Öko-Marketingtagen in Kirchberg an der Jagst verlauten ließ.
Bio bei tegut: mehr günstig und mehr hohe Qualitäten
Hinter der Aussage Bio stecke generell in der Krise machte Thomas Gutberlet, Geschäftsführer des Lebensmitteleinzelhändlers tegut, ein großes Fragezeichen. Die Kundschaft ist sparsamer geworden und greift bei Bio vermehrt zur günstigeren Ware. Der Bio-Anteil ist bei tegut im vergangenen Jahr bei einem stabilen Gesamtumsatz von 1,25 Milliarden Euro um 2,1 Prozent auf 28,4 Prozent gesunken. Aber: „Wir verkaufen immer noch annähernd die gleiche Menge“, sagte Gutberlet in seinem Vortrag im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft FÜR gesunde Lebensmittel Anfang Oktober in Fulda. Um Kundschaft „Stück für Stück“ wieder von den Discountern zurückzugewinnen, baut tegut seine Bio-Preiseinstiegsmarke weiter aus und hält gleichzeitig nach hochwertigen Bio-Marken im höheren Preissegment Ausschau.
Muss Spuren vom Bruderhahn enthalten
Als die vier großen Anbauverbände und weite Teile der Bio-Lebensmittelbranche sich einigten, dass Bruderhähne der Legerassen aufgezogen werden müssen und die Geschlechtsbestimmung im Ei geschlossen ablehnten, war die Welt eine andere. In den ersten beiden Jahren der Corona-Pandemie schoss die Nachfrage nach hochwertigen und damit hochpreisigen Bio-Produkten schlagartig in die Höhe. Die Vorzeichen haben sich umgekehrt und die unwirtschaftliche und ökologisch fragwürdige Aufzucht der Bruderhähne hat sich vielerorts zu einem finanziellen Problem entwickelt. Wie das zu lösen ist, diskutierten Vertreter der Anbauverbände Bioland, Naturland, Demeter und Biokreis auf der Fachmesse BioSüd in Augsburg. In einem waren sie sich einig: Auf freiwilliger Basis kann es bei Verarbeitern und Handel nicht mehr weitergehen.
Kramerbräu hat Insolvenzantrag gestellt
Am 1. September ging der Eigenantrag auf Insolvenz von Kramerbräu Saaten und Öle aus dem bayerischen Pfaffenhofen a. d. Ilm beim zuständigen Amtsgericht ein. Die Geschäftstätigkeiten laufen augenscheinlich weiter, das Insolvenzverfahren ist noch nicht eröffnet.