Auch in der ökologischen Landwirtschaft kommt konventionelles Hybrid-Saatgut zum Einsatz, weil mancherorts marktreife Alternativen fehlen. Lukas Nossol, seit 2012 Marketingleiter bei dennree, ist von samenfesten Saatgut aus ökologischer Zucht überzeugt. Welche Hürden es seitens der Landwirte und des Handels gibt und welche Rolle bewusste Kunden spielen können, erklärt er im Interview.

Bild: Stephan Münnich
Jens Brehl: Haben sich die Ansprüche der Bio-Kunden in den letzten Jahren geändert?
Lukas Nossol: Statistisch können wir zwar keine Trends nachweisen, aber das Bewusstsein wächst und es wird heute vermehrt nach Hintergründen gefragt. Allerdings sind die Fragen noch nicht so tiefgehend, wie wir uns das wünschen. Das Thema Hybrid-Saatgut ist bei vielen noch gar nicht angekommen – sind die Themen, die uns bewegen, noch weit weg vom Endverbraucher. Auch mit dem Hintergrund, dass wir viele Bio-Erstkäufer bedienen, erklären wir im Alltag eher für uns Selbstverständliches, wie dass Gentechnik in der ökologischen Landwirtschaft ausgeschlossen ist.
Dabei können die richtigen Fragen viel bewegen. Für uns als Händler ist es leichter dorthin den Fokus zu lenken, wo Kunden aufmerksam sind. Dann wird das freiwillige Auseinandersetzen mit bestimmten Themen zur Pflicht. Kunden könnten beispielsweise samenfeste Sorten aus ökologischer Züchtung einfordern. Zum Großteil gelangt noch Gemüse aus konventionellem Hybrid-Saatgut in die Märkte, auch weil bei manchen Sorten marktreife Alternativen fehlen.
Jens Brehl: Wie kommt das?
Lukas Nossol: In Sachen Forschung haben wir in der Bio-Branche schlichtweg geschlafen. Die konventionelle Züchtungsarbeit von Monsanto & Co. ist uns mit ihren großen finanziellen Mitteln 40 bis 50 Jahre voraus. Wenn beispielsweise der Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft im letzten Jahr über eine Millionen Euro Fördermittel für die ökologische Sortenentwicklung bereitstellen konnte, ist das ein großer Erfolg. Im Vergleich mit den Mitteln, die konventionelle Züchtungsunternehmen investieren, ist das aber so gut wie nichts.
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