Bio? Logisch!

Entschuldigen Sie, sind diese Preise echt?

Nicht der Biohandel, sondern ausgerechnet der Discounter Penny führte im letzten Jahr in einer einmaligen Aktion der Kundschaft vor Augen, dass die Preise für Lebensmittel oft lügen. So wurden für ausgewählte Lebensmittel zusätzlich am Regal ein wahrer Preis angegeben, der auch Folgekosten für Umwelt- und Klimaschäden entlang der gesamten Wertschöpfungskette miteinbezog. Doch wie sieht ein fairer Preis aus, wie kann man gutes Wirtschaften belohnen und wie kennzeichnet man die so hergestellten Produkte? Diesem Thema widmete sich das diesjährige Herbstsymposium der Interessengemeinschaft für gesunde Lebensmittel. Exklusiv bei „über bio“ gibt es eine Diskussionsrunde kostenfrei zum Nachhören.

Die Diskussion in voller Länge hören. Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0

Es ist eine Krux: Da wächst ein Schwein in intensiver Tierhaltung auf, bekommt Soja aus Übersee verfüttert, für dessen Anbau schlimmstenfalls artenreicher Regenwald weichen musste, produziert aufgrund zu vieler Artgenossen im Stall Gülleüberschüsse (die wiederum das Grundwasser belasten) und dennoch liegt das Schnitzel am Ende zum Sonderpreis in der Fleischtheke. Wobei die Ware vom regionalen Bio-Bauern um die Ecke ungleich teurer ist. Gerecht und ehrlich ist das nicht, sondern auch das Ergebnis europäischer und deutscher (Agrar-)Politik.

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So sahen die Diskutierenden Dr. Katharina Reuter (Geschäftsführerin Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft), Prof. Dr. Tobias Gaugler (Universität Augsburg, hat an der Penny-Aktion für wahre Preise mitgewirkt), Georg Abel (Bundesgeschäftsführer Die Verbraucher Initiative) und Thomas Gutberlet (Geschäftsführer tegut) in erster Linie den Staat gefragt. „Es ist nicht auf Aufgabe des Verbrauchers hier die richtige Konsumentscheidung zu treffen. Es ist eine originäre politische Aufgabe“, stellte beispielsweise Gaugler fest. Gutberlet machte deutlich, nichts von Subventionen und zu kleinteiligen Lösungen zu halten. Sein Rezept für ehrliche Preise sind die CO2-Abgabe und eine Pestizidsteuer. Wer viel emittiert oder verbraucht, muss mehr zahlen, dessen Produkte sind dann teurer.

Ein weiteres Label sahen manche kritisch, schließlich gibt es davon schon mehr als genug – wer soll da noch den Durchblick behalten? Reuter ist sich jedoch sicher: „Das Klima-Label wird kommen.“ Und Georg Abel hält die Aktion von Penny grundsätzlich für einen guten Aufschlag, allerdings habe man die Kunden im entsprechenden Laden auch alleine gelassen. Also doch nur heiße PR-Luft?

Die Podiumsdiskussion fand auf dem Symposium „Wahre Preise? Was Lebensmittel wirklich kosten“ der Interessengemeinschaft für gesunde Lebensmittel am 23.09.2021 in Berlin statt.

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