Kurz nachdem der umstrittene vegane Kochbuchautor und Unternehmer Attila Hildmann behauptete, gegen Angela Merkel sei Adolf Hitler ein „Segen“ gewesen und dieser habe Deutschland nur vor einem jüdischen Angriff verteidigt, hat der Lebensmittelhändler tegut bereits am 19. Juni beschlossen, Hildmanns Schoko-Aufstrich auszulisten. In einzelnen Filialen gibt es noch Restbestände, neue Ware wird definitiv nicht mehr geordert. Weitere Produkte von Hildmann sind nicht im Sortiment.
„Anfänglich waren Hildmanns Worte für uns unter dem Aspekt der freien Meinungsäußerung hinnehmbar. Wir tolerieren und akzeptieren keine rechts- oder linksradikalen, rassistischen, diskriminierenden oder beleidigenden Äußerungen. Aufgrund der jüngsten Worte und Entwicklungen, die auch für uns nicht mehr tragbar sind, haben wir die Konsequenzen gezogen. Im Zuge der Nachhaltigkeit werden wir aber die Restbestände abverkaufen“, teilt tegut auf Nachfrage mit. Schon zuvor hatte sich das Unternehmen von Hildmanns Aussagen ebenfalls auf Nachfrage distanziert.
Andere Händler wie Kaufland, Dennree und Vitalia hatten bereits Anfang und Mitte Mai die Zusammenarbeit mit Hildmann beendet. Erst mit seinen antisemitischen Äußerungen hatte der vegane Kochbuchautor und Unternehmer bei tegut eine Grenze überschritten. Noch am 12. Juni wollte sich tegut auf Nachfragen von Brehl backt! zu Hildmann nicht mehr äußern und auch nicht beantworten, ab welchem Punkt es nicht mehr tragbar sei, dessen Produkte weiterhin anzubieten und man sie stattdessen ausliste.
Attila Hildmann keine hohe Priorität bei tegut
Als Hildmann anfing, seine immer kruder werdenden Verschwörungstheorien zu verbreiten, erhielt auch tegut seitens von Kunden und Medienvertretern etliche Nachfragen. In den letzten Wochen sei es diesbezüglich beim Lebensmittelhändler extrem ruhig geworden. Selbst Hildmanns Aussagen zu Adolf Hitler hätten zu keinem größeren Interesse geführt.
„Aus unserer Sicht ist Thema durch und es gab zuletzt nur noch sehr vereinzelte Nachfragen von Journalisten. Da kein mediales Interesse erkennbar war, haben wir auch keine offizielle Pressemitteilung bezüglich der Auslistung verschickt. Kunden werden auf Nachfrage entsprechend informiert“, sagt Johanna Ammermann, tegut Kommunikation. In Zeiten von Corona hätte das Unternehmen wichtigere Themen auf dem Tisch, Attila Hildmann spiele dazu im Vergleich keine große Rolle.
Das Unternehmen hätte die Restbestände von Waren an Tafeln geben können, statt sie bis zum Abverkauf in den Regalen zulassen. Damit hätten sie sich deutlich von Hildmann distanziert und gleichzeitig etwas Gutes getan.