Umweltzentrum Fulda – Zentrum für Nachhaltigkeit, Gartenkultur und Tierpädagogik e.V.; zumindest der neue Name ist gefunden. Er verweist auf das erweiterte Aufgabengebiet, doch der derzeitige Transformationsprozess ist auch bedingt durch die Corona-Pandemie zum Teil ins Stocken geraten. Da es ungewiss ist, ob und wann die geplante dreitägige Zukunftskonferenz stattfinden kann, trafen sich vergangenen Donnerstag Akteure im Umweltzentrum, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Wie kann die Stadt Fulda die Agenda 2030 der Vereinten Nationen (UN) mit ihren 17 globalen Entwicklungszielen lokal umsetzen, welche Rolle kommt dem Umweltzentrum Fulda zu und wie muss es sich dafür aufstellen? Das sind die zentralen Fragen, die es ganz bewusst unter breiter öffentlicher Beteiligung zu klären gilt. Der Schwung von Anfang August dieses Jahres ist ein gutes Stück verpufft. An einem Samstag hatten sich 20 Fuldaer getroffen, um eine dreitägige Zukunftskonferenz vorzubereiten – denn noch ist vollkommen unklar, wie das Umweltzentrum seine künftigen Aufgaben wahrnehmen soll. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte sie allerdings nicht stattfinden und die Akteure müssen neue Wege finden, Fuldas Bürger einzubeziehen.

Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-SA 4.0
Offen für neue Wege
Alexander Sust, Geschäftsführer Umweltzentrum Fulda, wies nochmals darauf hin, man wisse sehr wohl mit den Bildungsangeboten der letzten 30 Jahre in dem Punkt versagt zu haben, ein breites und tiefes Bewusstsein für ökologische Nachhaltigkeit bei Fuldas Bürgern etabliert zu haben. „Ein weiter so wie bisher möchte niemand. Die Stadtverwaltung Fulda und auch der Vorstand des Vereins wissen nicht, in welcher Form sich das Umweltzentrum konkret wandeln muss, um die globalen Entwicklungsziele lokal umzusetzen.“ Den anwesenden Akteuren versicherte er aufgrund vereinzelter Skepsis zum wiederholten Mal: „Wir haben den Rückenwind und den Auftrag von den Vereinsmitgliedern und vom Vorstand, dies in einem breiten öffentlichen Beteiligungsprozess zu klären.“ Für diesen stehen 6.000 Euro aus den Mitteln der Lokalen Agenda 21 bereit.
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Clemens Groß, Mitglied des Vorstands, machte deutlich: „Für neue Impulse kann man nicht immer mit den gleichen Leuten zusammen sitzen und auf die Vereinsstruktur zurückgreifen. Wir möchten nicht an kleinen Schräubchen drehen, um das bestehende Konzept des Umweltzentrums zu optimieren, sondern müssen viele Bereiche neu denken. Der Vorstand ist sehr institutionell geprägt, wir brauchen mehr und eine breitere demokratische Beteiligung. Wir müssen mögliche Akteure so früh wie möglich in den Prozess einbinden, um eine entsprechende Dynamik zu entwickeln.“ Die derzeitige Vereinsstruktur biete laut Groß aber auch klare Vorteile. Mit Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld im Vorstand sei der Weg ins Rathaus kurz. Der Umstand, dass letzten Endes der Vorstand alleinig entscheidet, welche erarbeiteten Konzepte in welcher Form tatsächlich umgesetzt werden, sorgte allerdings bei Einzelnen für leichte Bauchschmerzen.
Konzepte jenseits der Zukunftskonferenz
Der Startschuss für den öffentlichen Diskurs sollte auf der dreitägigen Zukunftskonferenz fallen. Silvia Hable, die den Transformationsprozess koordiniert, mahnte, sich derzeit nicht auf das Planen einer solchen Veranstaltung zu fokussieren, schließlich benötige man dafür ein halbes Jahr Vorbereitungszeit. Zudem sei angesichts der Corona-Pandemie völlig unklar, wann ein solches Format überhaupt stattfinden könnte. „Am Ende sind wir nur enttäuscht. Wir haben bei unserem Treffen im Sommer aber viele Ideen gesammelt, von denen einige sich schon jetzt umsetzen lassen.“ Eindringlich warb sie dafür, sich zunächst auf einige wenige der vielen Themenfelder der Agenda 2030 zu fokussieren und nachhaltig mit Leben zu füllen.
Sust setzt zusätzlich auf den Hessentag 2021, in welcher Form auch immer dieser im Mai nächstes Jahres durchgeführt werden kann. In dessen Rahmen würde das Vorhaben im Licht der öffentlichen und landespolitischen Aufmerksamkeit stehen – wovon er sich weitere und vor allem überregionale Unterstützer erhofft. Spätestens zum Hessentag soll daher das Konzept für den Beteiligungsprozess endgültig stehen, wozu in den nächsten Wochen regelmäßige Arbeitstreffen stattfinden, an denen sich Interessierte beteiligen können. Klarheit ist dringend nötig, denn zum jetzigen Zeitpunkt droht das Vorhaben sich in viele kleinteilige Aktionen zu zerfasern.
Arbeit an der Basis
Derweil treiben die Geschäftsführer des Umweltzentrums die Transformation auch auf anderen Wegen voran. Ein Ziel: Die Mitglieder des Trägervereins sollen vielfältiger werden und im besten Fall einen repräsentativen Querschnitt der Fuldaer Bürger abbilden. Gemeinsam mit dem zweiten Geschäftsführer Timo Heumüller spricht Sust gezielt Menschen an, die auf unterschiedliche Weise bereits mit dem Umweltzentrum verbunden sind – sei es, weil sie dort Kurse geben, im Projektgruppen aktiv sind oder die vielfältigen Bildungsangebote nutzen. In einem ersten Interview mit „über bio“ betonten beide Geschäftsführer, dass die Türen weiter als jemals zuvor offen sind. Es gelte schon jetzt passende Gruppen und einzelne Akteure einzubinden und zum Mitmachen zu motivieren. Ausdrücklich begrüßte Sust Welcome In! Fulda als neues Mitglied, denn vor allem die interkulturelle Arbeit fehle bislang noch.
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