Presserabatte und Sponsoring: Transparenz als Teil von nachhaltigem Journalismus
Flug und Unterbringung des Autors hat Rapunzel bezahlt, was allerdings erst auf Nachfrage beim Verlag zu erfahren war. Einen redaktionellen Einfluss soll es nicht gegeben haben und ist auf den ersten Blick im Artikel auch nicht zu erkennen. Es ist fraglich, ob der Verlag den Flug und die Kosten für den fünftägigen Aufenthalt neben dem üblichen Autorenhonorar hätte finanzieren können. Schnell kommen bei derart aufwendigen Recherchen einige Tausend Euro für einen Artikel zusammen. Per se ist es nicht verwerflich mit Sponsoren zu arbeiten, allerdings hätte ich mir aus kollegialer Sicht einen Hinweis beim Artikel gewünscht.
Ein weiterer Beitrag handelt von einem Selbstversuch sich eine Woche lang ausschließlich von Bio-Fertig-Brei zu ernähren. Die Idee zu dem Beitrag kam von der Autorin, das Pulver im Wert von 79 Euro hat der Hersteller gesponsert, wie ebenfalls auf Nachfrage zu erfahren war.
„Das war unser Vorgehen für das erste Heft“, sagt Redakteurin Jutta Koch. In der zweiten Ausgabe erscheint eine Do-it-yourself-Geschichte, bei der die Autorin mit Ausnahme des Deo-Sets die Zutaten selbst eingekauft hat. Die Kosten für eine Reise nach Österreich zu einem Unternehmen, über das ein Porträt erscheinen wird, hat der bio verlag übernommen.
„Wir werden auch zukünftig mit Blick auf die journalistische Darstellungsform, das jeweilige Unternehmen und unser Budget entscheiden, ob wir Einladungen/Probesets oder Ähnliches annehmen oder nicht. Interessenskonflikte versuchen wir durch sorgfältige Prüfung und ein eindeutiges Briefing unserer Autoren auszuschließen. Gegenleistungen – in welcher Form auch immer – erbringen wir nicht. Eine Kennzeichnung jener Texte, für die Ö von Herstellerseite unterstützt wurde, ist in Vorbereitung“, erklärt Koch.
Wie ich bei „Brehl backt“ vorgehe, erfährt man unter „Transparenz“.
Ökos aus der Stadt im Fokus
Auch wenn es in der zweiten Ausgabe Beiträge über die Provinz und aussterbende Orte gibt, richtet sich das Magazin an den konsumfreudigen Städter, der gerne so grün wie möglich leben möchte. Der Einstand ist mit der ersten Ausgabe geglückt, aber in Sachen Autorenvielfalt gibt es noch Luft nach oben. So lieferte alleine Rebecca Sandbichler vier Beiträge.
„Ö wir mögen’s öko“ erscheint nun alle drei Monate zum Kioskpreis von 4,90 Euro, die nächste Ausgabe im September.
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