Kraftfutter, maximale Milchleistung und das Enthornen machten die Kühe von Landwirt Franz-Josef Kögel immer kränker. Höher, schneller, weiter war sein Credo. Bis er erkannte, er als Bauer war der größte Krankheitsfaktor. Seine geliebten Tiere zwangen ihn zum Umdenken. Im Dokumentarfilm „Das liebe Rindvieh“ zeigt er mit anderen Landwirten, wie sie mit der Natur wirtschaften und ihre Tiere wesengerechter halten können.
Auf der Weide fallen zwei Kühe ohne Hörner auf. „Die stammen noch aus der Zeit, wo ich sie noch geschändet habe“, gesteht Kögel und meint damit, das Enthornen. Im Nachhinein empfindet er die gefürchtete Unfallgefahr für Mensch und Tier bei horntragenden Rindern als lahme Ausrede. Es ging für ihn darum, mehr Kühe in einem Stall halten und dadurch mehr Milch produzieren zu können. Als intensiv wirtschaftender Landwirt sei man abhängig von der Industrie und er sei damals noch im System verhaftet gewesen. 2004 stellte er auf ökologische Landwirtschaft um und verbannte vier Jahre später das Kraftfutter vom Hof. Seine Kühe freuen sich über viel Weidegang, Gras und Heu und sind seitdem wesentlich gesünder.
Auch Tierarzt Dr. Rupert Ebner erfreut sich an glücklichen Tieren und erklärt, wie das Enthornen die Hochleistungsmilchwirtschaft den Rücken gestärkt hat. Doch was sollen Landwirte tun, wenn sie für ihre horntragenden Kälber nur noch niedrige Erlöse erzielen? Sind das Ausbrennen der Hornansätze oder die hornlose Zucht die Lösung?
Wesensgerechtere Rinderhaltung
Landwirtin Susanne Schwärzler erklärt, wie wertvoll Wiesenkräuter für die Kühe sind und welche Bedeutung die Hörner auch für die Verdauung haben. Landwirt Josef Notz setzt auf bewährte Rinderrassen und lässt den Tieren ihre Hörner – auch wenn dadurch weniger Kühe in einen Stall passen. Die Berufsgenossenschaften raten aufgrund der Unfallgefahr zu hornlosen Tieren. Dann müsse man aber auch das Autofahren verbieten, denn das sei noch viel gefährlicher, meint zumindest Notz.
„Das liebe Rindvieh“ ist eine Hommage an das Wirtschaften im Einklang mit der Natur und zeigt, wie sich Menschen dadurch verändern. Die Kuh als Coach und der Landwirt als Philosoph. In der kompakten Dokumentation zeigen drei Landwirte auf, wie es ihnen möglich ist, Rinder mit Hörner zu halten – was viel Aufwand bedeutet. Ohne es direkt anzusprechen wird klar: Im Gegenzug braucht es bewusste Konsumenten, die den Landwirten faire Preise zahlen. Geht es dem Landwirt gut, kann er sich noch besser um seine Tiere kümmern. Obwohl der Film bereits 2013 erschien, ist die Diskussion horntragend oder hornlos noch in vollem Gang und daher ist „Das liebe Rindvieh“ in vielen Punkten durchaus noch aktuell.
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