Seit über 90 Jahren gibt es die biologisch-dynamische Landwirtschaft, besser unter Demeter bekannt. Es gelingt auf Pestizide, Kunstdünger & Co. zu verzichten und nahrhafte Lebensmittel zu produzieren. Das „Geheimnis“ ist die Arbeit mit speziellen Präparaten. Davon erzählte Thorsten Keuer, Leiter des landwirtschaftlichen Bereichs von Loheland, bei seinem gestrigen Vortrag.
Demeter? Das sind doch die, bei denen nach Vollmondnächten Jungfrauen in weißen Gewändern morgens barfuß den Tau von der Wiese aufsammeln! Ja und nein. Vereinfacht gesagt, sieht der Demeter-Landwirt in allem eine große Einheit. Da spielen die Welt der Mikroorganismen im Boden, der Pflanzenwurzeln, der Tiere aber eben auch Planetenkonstellationen eine große Rolle. „Die praktischen Dinge, wann gepflügt oder gesät werden muss, lernt man schnell“, erklärte Keuer. Geistige und kosmische Kräfte gelte es ebenso mit einzubeziehen und ein Gespür für diese zu entwickeln.
Das Ziel: Böden zu verlebendigen und damit für alle Lebewesen und Pflanzen optimale Voraussetzungen zu schaffen. Letztere sollen zusätzlich gegen Pflanzenkrankheiten gestärkt werden. Die sollen dann entweder gar nicht erst ausbrechen oder nach kurzer Zeit ausheilen. Chemische Mittel, um Fehler beim Anbau zu korrigieren, sind nicht verfügbar. Statt Krankheiten zu bekämpfen, soll die Gesundheit gefördert werden – und das gelingt mit speziellen Präparaten.
Volle Kuhhörner für starke Pflanzen
Der perfekt geformte Kuhfladen landet in einem Kuhhorn, welches über den Winter auf dem Acker vergraben wird. Danach wird es ausgegraben und sein Inhalt rhythmisch in Wasser verrührt. Das Ergebnis wird als Spritzpräparat ausgebracht: Homöopathie für den Boden. Ähnliches gibt es für Pflanzen. Dieses Mal wird allerdings gemahlener Bergkristall mit Quellwasser vermischt als Brei in ein Kuhorn gefüllt und dieses über dem Sommer auf dem Acker vergraben. Wieder geborgen, wird auch dieser Inhalt in Wasser verrührt und auf Pflanzen versprüht. Vereinfacht gesagt, sollen sie so die Abwehrkräfte stärken. Manchmal gäbe es kurz vor der Ernte eine zusätzliche „Qualitätsspritzung“. Karotten hätten danach einen höheren Zuckergehalt oder Gemüse sei länger lagerfähig.
Ebenso gilt es, den Kompost aufzuwerten. Zum Einsatz kommen Schafgarbe-, Kamille-, Brennnessel-, Eichenrinde-, Löwenzahn- und Baldrianpräparate. Getrocknete Kamillenblüten werden beispielsweise mit Kamillentee angefeuchtet in einen Rinderdarm gefüllt. Über dem Sommer an der Luft aufbewahrt, wird dieser über den Winter auf dem Acker vergraben. Hier verrottet der Darm, zurück bleibt die sich veränderten Kamillenblüten. Als Präparat sorgen sie im Kompost dafür, dass er nur die benötigten Mengen Stickstoff abgibt. „Stickstoffüberschüsse gibt es auf unseren Flächen nicht“, erklärte Keuer mit stolzer Stimme.
Kosmische Kräfte, geistige Welten, Homöopathie für den Boden – manch einem Zuhörer glitt der Vortrag zu stark ins Esoterische ab. Keuer wich kritischen Fragen nicht aus. Seinen missionarischen Eifer, alle Menschen überzeugen zu wollen, hat er bereits vor Jahren abgelegt. So gelang es ihm auch am gestrigen Abend locker zu diskutieren. Zumal die Ergebnisse seiner Arbeit für ihn sprechen. Loheland produziert hochwertige Lebensmittel ohne jeglichen Einsatz von Chemie. Irgendetwas müssen die Landwirte unter dem Strich richtig machen.
Zum Vortrag eingeladen hatte die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft „Gelbe Rübe“, deren Mitglieder bereits seit vielen Jahren Gemüse von Loheland beziehen.
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