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Mehr als Reinheitsgebot: Neue Bio-Biere auf dem Markt

Seit Anfang April produziert die Vulkan Brauerei aus dem rheinland-pfälzischen Mendig ausschließlich ökologisch und ist dem Anbauverband Bioland beigetreten. Auch andere Brauereien haben Bio für sich entdeckt und neue Biere auf den Markt gebracht.

Einem Mix aus teils aus den 60er-Jahren stammenden Technik, Investitionsstau und einer altbackenen Marke sei es geschuldet gewesen, dass die 1875 gegründete Vulkan Brauerei vor der Insolvenz stand. Vor elf Jahren übernahm der heutige Geschäftsführer Malte Tack das Unternehmen. Als eine der ersten Maßnahmen schloss sich der neue Inhaber der Regionalmarke Eifel an und garantiert seitdem, dass mindestens 90 Prozent der Zutaten auch aus der Eifel stammen. Bereits vor zwei Jahren entstand die Idee in Sachen Nachhaltigkeit den nächsten Schritt zu gehen. Denn dafür ist nicht nur entscheidend wo, sondern vor allem wie Lebensmittel entstehen.

Wenn bio, dann richtig: Malte Tack auf der BioWest in Düsseldorf
Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-SA 4.0

„Brauer verstecken sich oft hinter dem Reinheitsgebot, dabei macht es einen gewaltigen Unterschied ob ein Acker konventionell oder ökologisch bewirtschaftet wird“, sagt Tack. Aus dieser Erkenntnis mag der Entschluss begründet sein, auf einen Schlag das gesamte Sortiment auf bio umzustellen und sich darüber hinaus einem Anbauverband anzuschließen. Die Wahl fiel schließlich auf Bioland. Seit Anfang April gibt es Helles, Helles alkoholfrei, Pils, Dunkel, Radler, Radler alkoholfrei und Pale Ale in Bio-Qualität. Unter dem EU-Biosiegel wäre es möglich gewesen, weiterhin nebenbei konventionell zu brauen und mit einigen Sorten den Bio-Markt zu testen. Im Gespräch mit Tack wird schnell deutlich, dass ihm halbe Sachen nicht liegen. Bewusst hält sein Unternehmen weiterhin der Regionalmarke Eifel die Treue. Die Hälfte der benötigten Braugerste gedeiht zwei Kilometer von der Brauerei entfernt.

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Bio-Pils für das Biest

Gleich vier Hopfensorten – Ariana, Tettnanger, Tradition und Saphir – verleihen dem Pils seinen besonderen Charakter, welches die Vulkan Brauerei für Bahkauv Brew aus Aachen nach deren Rezeptur braut. Mit der eigenen Bio-Produktlinie war man noch nicht offiziell gestartet, als im letzten Dezember das erste Bio-Pils unter dem Bahkauv-Label in der Gastronomie aus dem Zapfhahn floss. Seit Februar ist es nun auch in der Flasche erhältlich.

Phillip Taud (links) und Jan Grün
Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-SA 4.0

„Wir gehen bewusst zurück zum ursprünglichen Profil des Pils, denn in den letzten Jahren haben sich viele Brauereien geschmacklich angeglichen“, erklärt Biersommelier Jan Grün, der sich gemeinsam mit Phillip Taud für Bahkauv Brew verantwortlich zeichnet. Dahinter steht (noch) keine eigene Brauerei, sondern vielmehr ein Netzwerk aus Kooperationen. Nach eigenem Rezept rollt als nächstes im Juni/Juli Helles und Weizen im Fass in die Gastronomie – natürlich in Bio-Qualität. Produzent ist wieder die Vulkan Brauerei. Ob die beiden Sorten auch in die Flaschen und damit in den Handel wandern, steht noch nicht fest.

Zunächst sollen die bereits vorhandenen Craft Biere so bald wie möglich bio sein. Die richtigen Produktionspartner zu finden, sei oft nicht leicht, wie Taud betont. „Entweder ist unser angefragtes Volumen zu klein, der Preis pro Flasche am Ende bezüglich des Mehraufwands bei kleinen Chargen zu hoch oder die Brauerei ist auf längere Sicht ausgebucht.“

Ach ja, zu Namen Bahkauv: Der Sage nach überfiel das gleichnamige und in Aachens Abwasserkanälen lebende Biest nachts Betrunkene. Demnach eine gute Ausrede, warum man völlig blank aus der Kneipe nach Hause kommt.

Endlich a gescheids Bier – sakramt!

Seit 25 Jahren ist die Aktienbrauerei aus dem bayerischen Kaufbeuren die letzte Brauerei im Ort. Angespornt durch die Ökomodellregion Landkreis Ostallgäu gibt es mit „a Gescheids“ seit April 2021 das erste Bio-Bier in 0,33, Ein-Liter- und Zwei-Liter-Flaschen. Drei regionale Bio-Bauern liefern die Braugerste, die Papierverpackung für das Sixpack wird in Kaufbeuren gefertigt, die Etiketten werden 25 Kilometer entfernt bedruckt. Derzeit ist das Bio-Bier nur bei regionalen Verkaufsstätten erhältlich, derzeit bemüht sich das Unternehmen um einen Einstieg in den Naturkostfachhandel.

Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-SA 4.0

Eine weitere Kooperation verbindet das Unternehmen mit der Senfmanufaktur Ostallgäu der Wertachtal Werkstätten, wo Menschen mit Behinderung arbeiten. Hier entsteht aus der Vorder- und Bierwürze ein Bio-Biersenf.

Erst Limonade jetzt auch Bier

Menschen mit regelmäßigen Ferndurst werden Ände bereits kennen. Das Unternehmen lässt sich weltweit von lokalen Erfrischungsgetränken inspirieren, die es dann teils leicht in der Rezeptur angepasst auf den deutschen Markt bringt. Hersteller ist die bio-zertifizierte Privatbrauerei Wittingen. „Wir wollten nun das Beste aus beiden Welten kombinieren: exotischen Geschmack und heimische Zutaten“, erklärt Andrea Stenz, warum ab April die zwei alkoholfreien Biermix-Getränke „Bier & Ingwer“ und „Weizen & Mandarine“ auf den Markt kommen. Zunächst sind sie ausschließlich im eigenen Online-Shop erhältlich, ab Sommer zusätzlich in der Bundeshauptstadt bei den Bio-Supermarktketten Bio Company und LPG Berlin.

Tatsächlich hat Ände eine frühere Idee aufgegriffen, denn in Neuseeland ist man auf Ingwer-Honig-Bier gestoßen. Das junge Unternehmen wollte sich zunächst jedoch auf Limonaden fokussieren. Mit der neuen Produktlinie bleibt das Sortiment weiterhin bewusst alkoholfrei.

2 Kommentare zu “Mehr als Reinheitsgebot: Neue Bio-Biere auf dem Markt

  1. Felix Döppner

    Die Bio Bier Karte ist sehr gut. Und in dem Fall ist auch Wachstum gut. Wie wäre es mit einem Über Bio Bier Online Shop?

    • Jens Brehl

      Tatsächlich finanzieren sich einige Medien zum Teil durch den Verkauf von allem Möglichen, von Reisen bis Lebensmittel. Bei „über bio“ ist ein eigener Online-Shop derzeit nicht angedacht, denn ich möchte gerne bei der Kernkompetenz bleiben: hochwertiger Journalismus.

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