Augen & Ohren

Labor oder Land?

„Was jedem von uns an Nahrung zur Verfügung steht zeigt ganz plastisch, ob wir zu den Gewinnern auf diesem Planeten zählen oder zu den Verlieren“, sagt Valentin Thurn zu Beginn seines neuen Films „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“, der am 16. April in deutschen Kinos anlief. In wenigen Jahrzehnten wird die Erdbevölkerung auf geschätzte 10 Milliarden Menschen anwachsen. Schon heute hungern Millionen oder sind unterernährt. Bietet künftig die industrielle oder ökologische Landwirtschaft genug Lebensmittel oder müssen wir neue wissenschaftliche Wege beschreiten?

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Traditioneller Reisanbau oder doch lieber Lösungen aus dem Labor?

Dokumentarfilmer Valentin Thurn dürften vielen durch seinen letzten Kinofilm „Taste the Waste“ über die massive Lebensmittelverschwendung ein Begriff sein. In seinem neuen Streifen bleibt er eng am Thema, denn wir können uns den Luxus essbare Lebensmittel als Müll zu entsorgen schon lange nicht mehr leisten. Besonders angesichts der Tatsache, dass Millionen Menschen hungern. Doch wie wollen wir alle satt werden, wenn die Weltbevölkerung massiv wächst?

Welthunger im Labor bekämpfen?

Die erste Station des Films führt zu Bayer CropScience. Hier entwickeln Wissenschaftler gentechnisch veränderte Pflanzen und Hybrid-Saatgut. Im Fokus stehen Sorten, die einerseits höhere Erträge versprechen und einerseits resistent gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen sind. Angeführt wird beispielsweise eine Reissorte, die eine Salz-Toleranz ausweist. Die Logik ist klar: mehr Ertrag = weniger Welthunger. Doch einen Schwenk zu indischen Reisbauern zeigt ein anderes Bild.

Hier gibt es seit Hunderten von Jahren traditionelle Reissorten, die bestens an die dortigen Umweltbedingungen angepasst sind. Einige können Dürren wenig anhaben, andere bereiten Überflutungen oder Salz kaum Probleme. Gentechnisch verändertes Saatgut oder Hybride, die nicht samenfest sind, scheint es gar nicht zu brauchen.

Die Entwicklung einer neuen Sorte ist zeitaufwendig und kostenintensiv. Daher interessieren sich Konzerne hauptsächlich für Einheitssorten, die möglichst weltweit vermarktet werden. Unterschiedliche klimatische Bedingungen und Bodenbeschaffenheiten gleichen chemische Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger aus. Bauern müssen demnach nicht nur jedes Jahr neues Saatgut kaufen, sondern auch die chemischen Hilfsmittel. Somit sind sie auf kurz oder lang abhängig von Konzernen. Siehe dazu auch den Beitrag „Ökologische Saaten: Gestern Kulturgut, heute Handelsware und morgen?“.

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