Auf der einen Seite stehen die „Fernsehbiere“ mit ihrem Einheitsgeschmack, auf der anderen Brauereien mit Vorliebe fürs Außergewöhnliche, wie man es überspitzt formulieren könnte. Rudi Hirz, Braumeister und Inhaber von Apostelbräu, hat darüber hinaus noch eine Leidenschaft für alte Getreidesorten. Mit schwarzem Hafer ist ihm eine herausragende Schwarzbierspezialität gelungen.
Es ist dunkel wie die Nacht, malzig mit einem ausgewogenen, fast schon „cremigen“ Charakter. Von der Herbe des Hopfens ist nur ein Hauch von einer Spur zu schmecken. Das Schwarzbier ist dermaßen süffig, dass es sich fast schon von alleine trinkt. „Entweder man liebt oder hasst es“, sagt Braumeister Rudi Hirz lachend. Wer malzige Bier mag, wird es mit Sicherheit lieben.
Auch für den Braumeister ist der schwarze Hafer, eine langsam in der ökologischen Landwirtschaft wiederbelebte alte Getreidesorte, herausfordernd. Anfangs war selbst er skeptisch, ob sich das Getreide überhaupt zum Brauen eignet. „Ich betrat ein Stück weit Neuland, als ich mit dem mir bis daher unbekannten Korn arbeitete. Man muss einfach daraus ein Bier brauen und schauen, was dabei herauskommt. Das Ergebnis und der Geschmack können völlig anders als erwartet sein“, sagt der experimentierfreudige Bayer.
Tatsächlich ist der Brauprozess durchaus komplizierter als gewöhnlich, denn beispielsweise der Maischevorgang und das Läutern unterscheiden sich in wesentlichen Punkten. Bis beim Einschenken der gewünschte Schaum im Bierglas entsteht, gilt es Weiteres zu bedenken. Wie Hirz alles gelöst hat, bleibt ein wohl gehütetes Betriebsgeheimnis. Fest steht: „Nur wer eine echte Leidenschaft für alte Getreidesorten hat, tut sich so etwas an.“ Einige Sude hat Hirz benötigt, bis Rezeptur und Brauprozess perfektioniert waren. Und es hat sich gelohnt, denn herausgekommen ist eine echte Schwarzbierspezialität.
Aller Anfang war Dinkel – vor Craft Beer
„Die Vorliebe für alte Getreidesorten ist mir in die Wiege gelegt worden“, erklärt der Brauer lachend und spielt damit auf seinen Vater Max Hirz an. Bereits in den 80er Jahren, also lange vor dem heutigen Craft Beer Trend, kreierte dieser besonderes Biersorten, um sich vom Massengeschmack abzuheben. Daher erblickte unter anderem im Hause Apostelbräu 1989 das erste Dinkelbier Deutschlands das Licht der Welt. Damals musste noch ein Landwirt gefunden werden, der eigens für die Brauerei den engen verwandten unseres heutigen Weizens anbaut. Die erforderlichen Mengen waren nicht verfügbar. Kaum zu glauben, denn Dinkel ist heutzutage im Lebensmittelhandel fest etabliert.
In der ökologischen Landwirtschaft und bei den Verarbeitern braucht es Wegbereiter wie Apostelbräu. Mag ein Landwirt ein Faible für alte Getreidesorten haben, kann er sie nur anbauen, wenn es genügend Nachfrage gibt – und diese muss mancherorts erst einmal geschaffen werden.
Fazit
Über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Das Scharzer Hafer Bier hätte ich mir im Abgang etwas kräftiger gewünscht. Mir fehlte ein wenig der „Nachhall“. Allerdings hat mich sein ausgewogener Charakter wieder „versöhnt“, denn das Schwarzbier besticht mit einer hervorragenden Trinkbarkeit. Auch als Begleiter von deftigen Speisen kann ich es mir gut vorstellen.
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