Bio? Logisch!

Gepa verzeichnet wiederholt Umsatzrückgang – hohe Kakaopreise herausfordernd

Abermals ist die Gepa mit zurückgehender Nachfrage konfrontiert: 2023 belief sich der Umsatz der fair gehandelten Produkte auf 76,4 Millionen Euro, was ein Minus im Vergleich zum Vorjahr von 2,2 Prozent entspricht. Bereits 2022 ging der Umsatz um vier Prozent zurück. „Im laufenden Jahr 2024 zeichnen sich größere Hürden ab“, sagte Matthias Kroth, Kaufmännischer Geschäftsführer, auf der gestrigen Jahrespressekonferenz. Die exorbitanten Preissprünge beim wichtigen Rohstoff Kakao erschweren verlässliche Kalkulationen.

Die Jahresabschlussprüfung für 2023 ist noch nicht beendet, das Zahlenwerk damit noch nicht final. „Es zeichnet sich allerdings ab, dass wir auf ein sehr maues operatives Ergebnis zusteuern – und dennoch mehrere Hunderttausend Euro Überschuss erwirtschaftet haben“, hob Kroth die Resillienz seines Unternehmens hervor. Wie gehabt verbleiben sämtliche Gewinne im Unternehmen. „Das stärkt seit jeher unsere Substanz.“ Der Kaffeeumsatz verzeichnete einen Rückgang um 3,9 Prozent auf 33,6 Millionen Euro. Der Umsatz mit Schokolade sank um 1,7 Prozent auf 19,5 Millionen Euro. Der Bereich sonstige Lebensmittel ist im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatz von 21,7 Millionen Euro stabil geblieben. Der Umsatz von Handwerksartikeln ging um 1,1 Prozent zurück auf 1,6 Millionen Euro. Die Rückgänge konnten auch „moderate“ Preiserhöhungen nicht auffangen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass geringere Mengen abgesetzt werden konnten. Insgesamt sind nach eigenen Angaben 86 Prozent der Gepa-Produkte bio-zertifiziert.

Für 2024 zeigte sich Kroth vorsichtig optimistisch, auch wenn man in den ersten vier Monaten den geplanten Umsätzen hinterherhinkte. Besonderes herausfordernd sind die Preissprünge für den Rohstoff Kakao, der in diesem Jahr mit über 12.000 US-Dollar pro Tonne ein Allzeithoch verzeichnete. Um Verfügbarkeit zu sichern war es notwendig, zu hohen Preisen einzukaufen. Die Kalkulationsbasis war dadurch hinfällig. Gepa zahlt zusätzlich pro Tonne eine Fairtradeprämie von 240 US-Dollar und eine Bio-Prämie von 300 US-Dollar und bezieht generell ausschließlich Bio-Kakao.

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Hohe Preise sind gut, aber

„Die hohen Preise werden direkt bei unseren Produzenten und Produzentinnen unserer Handelspartner ankommen“, hob Andrea Fütterer, Leiterin Abteilung Grundsatz und Politik, die positive Seite hervor. Allerdings seien diese durchaus ein zweischneidiges Schwert: Da Erzeugerinnen und Erzeuger derzeit der Kakao quasi aus den Händen gerissen wird, könne die Motivation sinken ihn an die jeweilige Kooperative zu veräußern. Hat diese nicht genügend Ware, ist sie mitunter nicht imstande Lieferverträge zu erfüllen. „Wenn sich das wiederholt, kann eine Kooperative zerbrechen.“

Fütterer zeigte sich auf Nachfrage von über bio zuversichtlich, dass insbesondere die langjährigen Partnerschaften beitragen, sämtlichen georderten Bio-Kakao zu erhalten. In den jahrelangen Tiefpreisphasen habe man pro Tonne einen Mindestpreis von 3.500 US-Dollar entrichtet, um gute Einkommen für die Erzeugerinnen und Erzeuger zu ermöglichen. Hinzu kamen die Fairtrade- und Bio-Prämie. „Wir sind kein Käufer wie jeder andere“, betonte sie die fairen Handelspraktiken ihres Hauses. In einer ähnlichen Situation vor einigen Jahren waren die Kaffeepreise extrem stark gestiegen. Bis auf einen Container habe die Gepa sämtliche vertraglich gesicherte Ware erhalten.

Der Preis für Kakao werde sich auf hohem Niveau einpendeln, Spekulationen an der Warenterminbörse heizen die Preisausschläge zusätzlich an. Verlässliche Prognosen gäbe es nicht, viel eher sei es mit dem Lesen von Glaskugeln vergleichbar. Die wirtschaftlichen Zeiten sind unsicher, der Rohstoff bleibt vorerst knapp. Da der Kakaobaum keine einjährige schnell wachsende Pflanze ist, sei man kurzfristig sehr unflexibel. Von der Aussaat bis zur ersten Ernte vergehen drei Jahre.

Als Hauptgrund für knappe Ware und Preissprünge identifiziert Fütterer den Klimawandel. „Nachdem zuerst über extreme Regenfälle die Kakaobäume sehr stark durch Pilzkrankheiten beeinträchtigt waren, ist nun Trockenheit hinzugekommen. Die Erwartungen an die nächste Kakao-Ernte sind sehr gering.“ Zudem werde Kakao oftmals in Monokulturen angebaut, so dass sich Pflanzenkrankheiten und Schädlinge stark verbreiten können. Agroforst mit vielfältigen Nutzpflanzen sei daher zu bevorzugen.

Ungerechtigkeit einen Riegel vorgeschoben

Um insbesondere verstärkt neue junge Konsumentinnen und Konsumenten anzusprechen und den Umsatz anzukurbeln, wurde das Sortiment der Bio-Schokoriegel einem Marken-Relaunch unterzogen und auf zwölf Produkte aufgestockt. Neun Riegel sind nach den Richtlinien von Naturland beziehungsweise sogar dem noch höheren sozialen Standard Naturland Fair zertifiziert. Die „Zutat“ Fairness ist prominent im Produktnamen platziert.

Mit Schokoriegeln könne man bei der jungen Zielgruppe besser punkten, als mit Tafelschokolade.
Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-SA 4.0

Energie tanken

Autarker werden heißt es indes in der Gepa-Zentrale in Wuppertal. Etwa 1.600 Photovoltaik-Module auf dem Lagerdach sollen bald jährlich 600 Kilowatt liefern und damit knapp die Hälfte des Strombedarfs für den E-Fuhrpark und insbesondere für die Warenkühlung decken. In ein oder zwei Jahren soll ein Stromspeicher dafür sorgen, dass das Unternehmen zwei Drittel der benötigten Energie selbst gewinnt.

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