Im Grunde mag ich keine Limonaden oder andere Erfrischungsgetränke, weil sie mir meist viel zu süß sind. Oftmals würde ich es mir im Blindtest nicht zutrauen, die jeweilige Geschmacksrichtung zu erkennen. Daher ließ ich die Produkte meist links liegen. Doch dann traf ich auf „Seezüngle“ von der Brauerei Clemens Härle aus dem Allgäu.
Für Brauereien ist es eine lange Tradition, neben ihren Biersorten auch Limonaden herzustellen. Oft bedeutete dies jedoch nichts anderes, als Pulver mit Wasser zu mischen, fertig war das pappsüße und billig Gesöff. Ein anderer Trend sind Erfrischungsgetränke, die mit frischen Zutaten und deutlich weniger Zuckeranteil daherkommen. Darunter auch die „Seezüngle“ der Brauerei Clemens Härle.
Endlich Früchte schmecken
Kirsche, schwarze Johannisbeere, Rhabarber und Birne stehen zur Auswahl. Alle Sorten sind angenehm leicht im Geschmack und auch die Süße des Rübenzuckers überlagert nicht das Genusserlebnis. Deutlich stehen die jeweiligen Früchte, als Direktsäfte hinzugefügt, im Vordergrund. Möglich machen dies auch die zugesetzten natürlichen Aromen, die aus der jeweils namensgebenden Frucht in Bio-Qualität gewonnen werden. Der Saftanteil liegt je nach Sorte zwischen fünf und elf Prozent. Würde man ihn steigern, um beispielsweise auf die Aromen verzichten zu können, wären die „Seezüngle“ eher Schorlen und die Leichtigkeit ginge verloren. Dann könnte man auch einfach Mineralwasser mit Direktsaft mischen und sich den aufwendigen Herstellungsprozess sparen.
Keine Fertigmischung, sondern fermentieren
Ähnlich wie beim Bierbrauen wird zunächst geschrotetes Gerstenmalz mit Wasser zu einer Malzwürze verkocht. Danach starten hinzugefügte Milchsäurebaktieren die Milchsäurevergärung, wodurch neben wertvollen Vitaminen auch Folsäure entsteht. Die Gärung ist nach einer Woche abgeschlossen. Das Ergebnis ist ein säuerlich-malziges Basisgetränk. Vor dem Abfüllen kommen dann die jeweiligen Direktsäfte, Rübenzucker, die erwähnten natürlichen Aromen und Kohlensäure ins Spiel.
Zutaten mit regionalem Schwerpunkt
Der Großteil des Obstes stammt aus der Region rund um den Bodensee, die Johannisbeeren gedeihen bei Ulm, Rhabarber hauptsächlich in Oberschwaben und die Zuckerrüben bei Augsburg. „Wir kaufen direkt bei den Landwirten und setzen ausschließlich auf heimische Früchte“, betont Geschäftsführer Gottfied Härle.
Das regionale Versprechen kann aber durch Witterungsverhältnisse nicht immer eingehalten werden. „Die mehrtägigen Fröste Ende April haben einen großen Teil der Obsternte bereits in der Blütezeit zerstört“, sagt Härle im ernsten Ton. „In solchen Fällen müssen wir auf Säfte aus anderen Regionen zurückgreifen. Wenn Rohstoffe nicht aus unserer Region stammen, dann ist dies auf den Flaschenetiketten vermerkt.“
Allerdings gibt es auch andere Herausforderungen. Die Sorte Rhabarber einzuführen hat einen Vorlauf von drei Jahren benötigt. „Es gab zunächst keinen bei uns heimischen Landwirt, der ihn angebaut hat. Rhabarber steht erst nach drei Jahren in der Vollernte, aber letztendlich konnten wir einige Landwirte überzeugen.“
Fazit
Das regionale Konzept und die Transparenz empfinde ich als vorbildlich. Aber vor allem hat mich der frische Geschmack jenseits des Pappsüßen nachhaltig überzeugt. Diesen Sommer werde ich wohl noch einige Flaschen „Seezüngle“ trinken.
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