Nicht mehr „nur“ Gemüse kaufen, sondern Teil der Loheland Gärtnerei bei Künzell werden und kleinbäuerliche Strukturen erhalten – unter diesem Motto lud Gärtnerin Inga Koch am 18. Juni zu einem offenen Treffen ein. „Ich möchte unseren Betrieb zukunftsfähig gestalten“, erklärte sie. Gerrit Jansen vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft erläuterte den 14 anwesenden Interessenten die Vorteile.
Das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) ist schnell erklärt: Um einen landwirtschaftlichen Betrieb bildet sich eine Gemeinschaft, die Abnehmer für die produzierten Lebensmittel ist. Der Landwirt oder der Gärtner kalkuliert seinen finanziellen Bedarf und jeder Anteilseigner zahlt einen festen monatlichen Beitrag und erhält dafür seinen Ernteanteil.
Somit trägt sich jedes Projekt vom ersten Tag an selbst. Dann heißt es, in guten wie in schlechten Zeiten zusammen zu stehen: sich über reichhaltige Ernten freuen, bei einem Hitzesommer wie im letzten Jahr auch bei Einbußen eine wichtige Stütze sein. „Sie werden Teil eines Projekts und halten es am Leben“, sagte der Demeter-Gärtner und SoLaWi-Berater Gerrit Jansen und sprühte dabei förmlich vor Leidenschaft. Ziel der Solidarischen Landwirtschaft ist es auch, kleinbäuerliche Strukturen und Vielfalt auf dem Acker zu bewahren. „Wenn die Politik hier nichts ändert, dann machen wir das“, sagte er mit Nachdruck.
Startschuss Saison 2020?
Das Konzept hatten die Interessenten schnell aufgenommen und stellten bereits viele konkrete Fragen. Ist Mitarbeit gewünscht? Kann ich mein Gemüse selbst aussuchen oder gibt es gepackte Kisten? Was, wenn ich mir einen kompletten Anteil finanziell nicht leisten kann, das Projekt aber trotzdem unterstützen möchte? Das genaue Vorgehen entscheidet die Gruppe. Zwar sei laut Jansen das Prinzip einer Solidarischen Landwirtschaft stets gleich, jedes Projekt aber individuell gestaltet.
Er schätzt, dass 100 Menschen mit der gesamten Fläche der Gärtnerei in puncto Gemüse ernährt werden können. Konkret könnte schon ab der Saison 2020 ein Teil als Solidarische Landwirtschaft starten. Grünes Licht gibt es von Ursula Grupp, Geschäftsführerin der Loheland-Stiftung. „Ich unterstütze das Projekt vollständig. Ich freue mich auch, dass heute so viele junge Menschen gekommen sind.“ Für Thorsten Keuer, dem Leiter des landwirtschaftlichen Bereichs auf Loheland, war das Treffen ebenfalls wichtig. „Viele unserer Fragen konnten wir klären.“
Nun heißt es Hausaufgaben erledigen. Gärtnerin Inga Koch, die später die mögliche Solidarische Landwirtschaft leiten soll, muss den finanziellen Bedarf kalkulieren und einen Anbauplan erstellen. Die Initiativgruppe Garten lotet gemeinsam mit dem Vorstand der Loheland-Stiftung aus, in welches Modell die Zusammenarbeit gegossen werden soll. Stimmen alle zu und finden sich mindestens 20 Anteilseigner, könnte es schon in der nächsten Saison losgehen. Eventuell finden zuvor weitere Informationsabende statt.
Jansen ermutigte die Akteure, mit den anderen SoLaWi-Gruppen in der Region Kontakt aufzunehmen. „Wir sind keine Konkurrenten, sondern Teil einer großen Bewegung. Gemeinsam können wir mehr erreichen.“
Bereits seit 2010 existiert die Idee, in Loheland eine Solidarische Landwirtschaft ins Leben zu rufen. Lehrerin Annette Flemming der dortigen Rudolf-Steiner-Schule versammelte im vergangen Jahr die entsprechenden Köpfe in der Initiativgruppe Garten. Die Zeit scheint nun reif zu sein.
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