Meinung

Die Schattenseiten der Bio-Lebensmittelbranche beleuchtet – richtig so!

Kommentar

„Überraschung“: In der Bio-Lebensmittelbranche von der Landwirtschaft, über Verarbeitung bis zum Handel arbeiten Menschen, die in ihren politischen Ansichten einen Querschnitt der Gesellschaft abbilden. Einige stehen der seit Kurzem vom Bundesverfassungschutz als gesichert rechtsextrem eingestuften AfD nah bis sehr nah, am anderen Ende des Spektrums sind die Strammgrünen. Darüber hinaus sind nicht selten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, die keinen echten Bezug zur ökologischen Landwirtschaft haben und auch in der Produktion, Verwaltung, Lager & Co bei konventionellen Herstellern tätig wären. Einerseits gibt es nicht genügend vollökologische Fachkräfte für alle Bereiche, andererseits produziert ein Großteil der verarbeitenden Unternehmen bio und konventionell.

Ein Rechtsruck der Gesellschaft wirkt sich zwangsläufig auf die Wirtschaft im Allgemeinen und auf so manche Betriebskultur im Speziellen aus. Folgerichtig hat die Assoziation ökologischer Lebensmittelherstellerinnen und -hersteller (AöL) dem Themenkomplex wie die extreme Rechte Demokratie gefährdet auf der diesjährigen Mitgliederversammlung zentralen Raum gegeben. Mögen so manche von Historiker Volker Weiß im Impulsvortrag erwähnten völkische Siedlungsprojekte zur Zeit des deutschen Kaiserreichs mit ihrer Fantasie den „reinen Menschen“ zu züchten (100 Männer auf 1.000 Frauen) aufgrund der Absurdität für geschüttelte Köpfe und die zu erwartenden Lacher gesorgt haben, so ist der Diskurs doch hoch aktuell. „Die extreme Rechte wendet sich gegen alles, was Sie repräsentieren“, machte Weiß den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern der Bio-Lebensmittelhersteller klar.

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Die AöL-Mitgliedsunternehmen wollen ihren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, dem Klimaschutz, einer ausgewogenen Ernährung und mehr leisten. Um die interne politische Aufklärungsarbeit kommen sie als zusätzliche Aufgabe nicht herum. Einerseits, um glaubwürdig für Vielfalt und fairem Umgang zu stehen, andererseits (neu)rechtem Gedankengut auf dem eigenen Betriebsgelände den Nährboden zu entziehen. Ausdrückliche AfD-Symphatisanten als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind „ein richtig echtes Problem“, sagte ein Teilnehmer der Mitgliederversammlung.

Daher ist es nach diesem ersten wichtigen Impuls wünschenswert, dass die AöL auch in diesen Belangen politisch aktiv bleibt und beispielsweise passende Weiterbildungsangebote und speziellen Austausch für seine Mitgliedsunternehmen anbietet. Ja, ich weiß, das Aufgabenspektrum ist bereits breit genug. Der Gesprächsbedarf, wie man mit rechtem Gedankengut anhängenden Menschen in der Bio-Lebensmittelbranche bestenfalls umgeht, ist vorhanden. Das hat sich in Fulda überdeutlich gezeigt.

Zwei wichtige Zeichen hat der Branchenverband bereits gesetzt, indem er den Themenkomplex rechte Tendenzen auf die Tagesordnung gesetzt hat und es ermöglicht, durch die Berichterstattung von „über bio“ die ansonsten branchenintern geführte Debatte in die breite Öffentlichkeit zu tragen.

1 Kommentar zu “Die Schattenseiten der Bio-Lebensmittelbranche beleuchtet – richtig so!

  1. Martin Uebelacker

    Ein wichtiger Kommentar, der ein brandaktuelles Thema beleuchtet, das sonst weithin unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung läuft. Danke dafür und dranbleiben!

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