Alles möchten sie richtig machen und damit die Welt retten. Sie ernähren sich vegan, leben in alternativen Gemeinschaften, legen Streuobstwiesen an, vermeiden Abfall, engagieren sich im Tierschutz, demonstrieren gegen Atomenergie und vieles mehr. Scheinbar nimmt die Welt angesichts der weiter grassierenden Umweltzerstörung davon allerdings kaum Notiz. Je höher das eigene Ideal, umso tiefer ist mitunter der Fall. Diesen und weiteren Spannungsfeldern widmet sich Andrea Stift-Laube in ihrem Roman „Schiff oder Schornstein“.
Während Ila ehrenamtlich Igeln in einer Tierauffangstation den Hintern putzt, ist ihre Schwester Franziska weltweit unterwegs. In spektakulären Aktionen demonstriert sie gegen Atomenergie oder den Walfang. Je mehr sich die jungen Frauen allerdings für „das Retten der Welt“ engagieren, umso gefährdeter ist ihre eigene psychische Gesundheit. Bei allen sozialen und ökologischen Problemen der Menschheit weiß man kaum, wo man anfangen muss. Zumal es meist keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme gibt.

Franziska tankt Kraft in einer alternativen Hofgemeinschaft. Hier wird das selbst angebaute Gemüse gemeinsam gekocht und sich in regen Diskussionsabenden ausgetauscht. Hinter den Kulissen gibt es Widersprüche. Bei allem Engagement für den Klimaschutz ist für einen Bewohner die eigene Ölheizung doch ganz bequem. Ein anderer schreibt Bücher über das Leben ohne Geld und verdient damit jede Menge davon. Mitbewohner Konstantin hütet ein dunkle Geheimnis über das Unternehmen seiner Familie. Selbst die lebenslustige und starke Franziska scheint etwas zu verheimlichen. In vielen tobt beständig ein innerer Kampf um das Erhalten der Ideale. Mit Ila startet Konstantin als kreativen Protest zum Schein einen Versand für Katzenfleisch. Für ihn wird es allerdings bald ein Spiel mit dem Feuer.
Andrea Stift-Laube erzählt die Geschichte in kurzen Kapiteln im Wechsel aus der Ich-Perspektive von Ila und Konstantin und schafft damit tiefe Einblicke in die jeweilige Gefühlswelt. Es gibt immer wieder Zeitsprünge, die sich nicht nur gut in die Erzählweise einfügen, sondern auch Spannung erzeugen. Gerade durch den sanften und über weite Teile unaufgeregten Schreibstil werden die Botschaften noch lange in den Köpfen der Leser nachhallen.
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