Wie rettet man vor dem Aussterben bedrohte Kartoffelsorten? Richtig, durch Aufessen. Aus der Heimat der Erdäpfel – Peru – stammen fair gehandelte rote und blaue Bio-Kartoffelchips. Kleinbauern pflanzen in Höhenlagen zwischen 3.500 und 4.200 Metern und unterhalten auch eine Saatgutbank, um seltene Varietäten, welche teilweise schon bei den Inkas angebaut wurden, zu bewahren. Doch können die Kartoffelchips überzeugen?

Bild: Jens Brehl – CC BY-NC-SA 4.0
Im deutschen Handel landen blaue gesalzene und rote Kartoffelchips, welche zusätzlich mit Paprika gewürzt sind. Neben dem krossen Biss fällt dem Gaumen sofort auf, dass beide Sorten angenehm gewürzt sind, so dass man deutlich die Kartoffeln schmecken kann. Kein Wunder, denn Geschmacksverstärker sind tabu. „Es war unser Ziel, den Kartoffelgeschmack zu erhalten“, erklärt Martin Lang vom Importeur dwp eG.
Knabbernd die Sortenvielfalt bewahren
Bunte Kartoffelchips sind ein echter Blickfang und zeigen auf, wie reich die Sortenvielfalt ist. Im unseren Supermärkten finden wir oft nur eine eingeschränkte Auswahl. Kein Wunder, denn einige Kulturschätze sind zwar robust und schmackhaft, versprechen aber einen geringeren Ertrag. Etliche Sorten sind daher im Erwerbsanbau so gut wie verschwunden – ein echter Verlust für die Vielfalt.
Man mag es kaum glauben, aber auch im Heimatland der Erdäpfel haben es traditionelle Sorten nicht leicht, weil Einheitsware die Oberhand hat. Dies möchte die Kooperative Agropia ändern. Der Zusammenschluss vereint etwa 90 Mitgliederfamilien, die traditionelle Kartoffelsorten nach Naturland Fair Richtlinien anbauen. Bäuerin Espirita Guerrero Romero bewahrt 300 traditionelle Kartoffelsorten.
Um dies zu ermöglichen, müssen die Feldfrüchte auch Abnehmer finden. So werden die frisch geernteten Kartoffeln in Lima zu Chips verarbeitet, wobei ausschließlich faires Bio-Palmöl verwendet wird. Der Clou: Sämtliche Verarbeitungsschritte liegen in der Hand der Kooperative. Während auf dem heimischen Markt die Kartoffeln frisch angeboten werden, sind die Chips hauptsächlich für den Export bestimmt. Sie sind länger haltbar und weisen ein geringes Transportgewicht auf.
Fazit
Ich bin etwas hin und her gerissen: Einerseits sind die Chips geschmacklich top und knusprig. Zudem liegen mir fairer Handel und der Erhalt von alten Sorten am Herzen. Allerdings bin ich auch ein Freund von (möglichst) kurzen Transportwegen. Unter dem Strich sind die Chips leckere Botschafter eines spannenden Projekts für mehr Sortenvielfalt. Im Laden greifen wohl bei einem Preis von 2,80 pro 100g-Tüte hauptsächlich genussvolle Weltverbesserer zu.
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