Augen & Ohren

Kapitalismus ade, es ist Zeit für Utopien!

Jeder weiß, dass wir bremsen müssen, nur über den Bremsweg macht sich keiner Gedanken – so bringt es die Journalistin Ulrike Herrmann im neuen Dokumentarfilm von Kurt Langbein „Zeit für Utopien“ auf den Punkt. Um herauszufinden, wie eine Brücke zwischen dem heutigen Kapitalismus und einer Postwachstums-Ökonomie gelingen kann, zeigt Langbein inspirierende Beispiele aus Europa, Asien und Afrika. In den deutschen Kinos startet der Film am 19. April.

Das Statement von Filmemacher Kurt Langbein ist schnell klar: Auf allen Ebenen benötigen wir in unserem Wirtschaftssystem eine ökologische und soziale Wende. Sie gelingt aber nur, wenn sich Menschen mit einer gemeinsamen Vision zusammenschließen.

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Statt für den anonymen Markt, produzieren Bio-Landwirte in Genossenschaften oder in Form von solidarischer Landwirtschaft und erhalten so einen fairen Preis für ihre Lebensmittel. In Frankreich übernahmen Arbeiter eine von Unilever aufgegebene Teefabrik und führen sie als Genossenschaft weiter. In Südkorea versorgt eine Genossenschaft 1,5 Millionen Menschen mit regionalen Lebensmitteln und unterstützt auf diese Weise kleinbäuerliche Betriebe. Eine Goldmine in Uganda ist Fair-Trade zertifiziert und die Minenarbeiter schlossen sich zu einer Kooperative zusammen. In Zürich sorgt das Wohnprojekt „Kalkbreite“ für bezahlbaren und ökologisch-nachhaltigen Wohnraum.

Große Visionen im alten System

Jedes einzelne der vorgestellten Beispiele birgt das große Potenzial, für Visionen einer lebenswerte Zukunft im Einklang mit der Natur zu begeistern. Die Schwelle sich zu beteiligen ist oft niedrig. Dennoch zeigt der Film deutlich, wie sehr die Pioniere abhängig vom derzeitigen Wirtschaftssystem sind. Die Krux: Lösungen für das Neue müssen sich im Alten etablieren.

Ganze 1336 Tage mussten die französischen Arbeiter die Teefabrik besetzen, bevor Unilever nachgab. Statt das Werk zu schließen, übernahm eine Genossenschaft. Seitdem organisieren sich die Mitarbeiter selbst, allerdings müssen auch sie aufgrund der Betriebsgröße mit dem Großhandel kooperieren.

Der Film verzichtet auf Öko-Pathos, sondern geht auf die Mühen etwas Neues anzustoßen ein. Die schiere Flut an sozialen und ökologischen Problemen kann lähmen – aber die Angst hat weniger Chancen, wenn man die Dinge tut, die heute schon möglich sind. Allerdings verpasst er, die Hintergründe des Geldsystems zu beleuchten – die maßgeblichen Antreiber eines Wirtschaftssystems, welches unendliches Wachstum bei endlichen Ressourcen fordert. Schade.

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