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Die Lücke zwischen Landwirt und Bäcker schließen

Das Brot beim örtlichen Bäcker zu kaufen, der sein Mehl von der regionalen Mühle bezieht, die wiederum vom Landwirt um die Ecke mit Getreide beliefert wird – diese Strukturen seien größtenteils zerbrochen, wie Dr. Andrea Fink-Keßler von der Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen sagte. Gemeinsam mit der Ökomodellregion Landkreis Fulda hatte sie deswegen gestern Landwirte und Verarbeiter nach Hünfeld zum Vernetzen eingeladen. Ziel: Neue Impulse für die ökologische Landwirtschaft in der Region.

Es braucht eine gute Fruchtfolgen, die auf die örtlichen und klimatischen Bedingungen angepasst sind, um die Bodenfruchtbarkeit mindestens zu erhalten oder besser noch zu erhöhen. „Es ist wie beim Schachspiel, ich muss etliche Züge voraus planen“, erklärte Thomas Schindler vom hessischen Landesbetrieb Landwirtschaft in seinem Eröffnungsvortrag. Was kompliziert klinge, sei im Grunde recht einfach und so müsse man keine Angst vor dem Umstellen auf ökologischen Landbau haben. Grundsätzlich gelte es im System zu denken und Stoffkreisläufe zu schließen.

Vom Feld bis in den Backofen

Auch Ralf Zinn, Müllermeister der Ulster Mühle, sprach von Kreisläufen. Seine Vision: regional angebautes Getreide vermahlen und an lokale Bäcker liefern. „Wir möchten die Transportwege so kurz wie möglich halten.“ Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte es in Deutschland etwa 17.000 Mühlen gegeben, heute seien nur 300 übrig. Da die Ulster Mühle auch konventionelles Getreide verarbeitet, war der Diskussionsbedarf wie sicher man eine Vermischung ausschließen konnte groß.

Neben Kontrollen der Lebensmittelbehörde und Biozertifikaten zeigte sich, wie wichtig die räumliche Nähe ist, um Vertrauen aufzubauen. Laut Biolandwirt Oswald Henkel müsse man zudem nur in den Kühlschrank schauen um zu erfahren, ob der ökologische Gedanke beim Gegenüber konsequent gelebt wird.

Authentisch regional statt Wachstumsdruck

Auch für Julian Merz, Mitglied der Geschäftsführung des Guts Kragenhof, ist Transparenz das A und O. Seit 1983 wird das Gut konsequent ökologisch bewirtschaftet. Die gutseigene Bäckerei liefert nach eigenen Angaben 1.200 Brote an den regionalen Handel und die Nachfrage sei noch viel größer. „Wir wollen aber bewusst ein regionaler Bäcker bleiben und nicht weiter wachsen.“

Tipps für das Umstellen auf ökologisches Wirtschaften wie auch Kontaktdaten wurden fleißig getauscht. „Es kann nicht alles in Zahlen ausgedrückt werden, sondern es geht beim ökologischen Landbau um viel mehr“, sagte Henkel abschließend. „Hinter dem Begriff ‚bio’ stehen immer Menschen, die den Gedanken umsetzen. Das heutige Treffen hat mich bestätigt, dass wir in den letzten 30 Jahren alles richtig gemacht haben.“

Auch Simone Müller von der Ökomodellregion Landkreis Fulda zeigte sich zufrieden. „Es freut mich, dass die ersten Kontakte innerhalb der Wertschöpfungskette von Biogetreide geknüpft sind.“ Damit diese nicht im Sande verlaufen, möchte Müller einen runden Tisch mit dem Schwerpunkt Biogetreide ins Leben rufen.

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